Montag, 12. August 2013

Shame (GB 2011)

Darsteller: Michael Fassbender, Carey Mulligan, Nicole Beharie
Regie: Steve McQueen

Mit Sicherheit ein Film, den man sich nicht einfach nur ansieht, sondern der auch nachwirkt.
Für mich sehr beeindruckend, sehr intensiv und sehr verstörend.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: wer ein Problem mit der expliziten Darstellung von Sexualität hat, der sei gewarnt, der Film ist diesbezüglich schonunglos.



Erzählt wird die Geschichte zweier Geschwister:
Brandon ist Single, attraktiv, lebt in einer schicken Wohung, ist erfolgreich im Beruf und bei den Frauen. Sein ganzes Leben wirkt bestens organisiert, aber Brandon ist sexsüchtig.
Seine Schwester Sissy ist Musikerin, psychisch eher labil, verletztlich, anlehnungsbedürftig und wirkt eher etwas kindlich.


Als Sissy aufgrund eines Engagements bei ihrem Bruder einzieht, gerät dessen Welt völlig aus dem Fugen. Krampfhaft versucht Brandon seine Sucht vor ihr geheim zu halten. Unfähig, seine Zwänge ausleben zu können, staut sich seine (sexuelle) Frustration immer weiter auf, was Sissy immer mehr zu spüren bekommt. Als sie ihn dann eines Tages im Badezimmer dabei erwischt, wie er sich selbst befriedigt, rastet Brandon völlig aus und die Situation eskaliert. Nach einem erneuten Streit verlässt er die Wohnung, um sich hemmungslos seiner Sucht hinzugeben. Die immer verzweifelter werdenden Anrufe seiner Schwester igoniert er völlig, bis es fast zu spät ist....
Es schmerzt schon fast zuzusehen, wie Sissy ihren Bruder gerade zu um Zuneigung und Anerkennung anfleht und er fast völlig unfähig ist, ihrem Bedürfnis nachzukommen.




Aber genau genommen spielt in „Shame“ nicht nur die Beziehung der Geschwister eine Rolle, sondern vorallem auch die Sexsucht und die daraus resultierende Unfähigkeit Gefühle zuzulassen. Letzteres wird meiner Meinung nach schon fast zu authentisch dargestellt. Es gibt für mich zwei Schlüsselszenen, die diese Krankheit in ihren Facetten widerspiegeln:

1. Brandon bandelt mit einer Arbeitskollegin an, die er offensichtlich wirklich mag. Er flirtet mit ihr, er geht mit ihr aus, sie kommen sich langsam näher. Sex spielt erstmal keine Rolle. Als sie sich dann jedoch in einem Hotel treffen und es intim wird, versagt Brandon auf ganzer Linie. Nachdem seine Kollegin gegangen ist, bestellt er sich eine Prostituierte (?) aufs Zimmer, mit der er dann Sex hat.


2. Nach der Eskalation mit seiner Schwester und dem frustrierenden Erlebnis mit seiner Kollegin, geht Brandon auf die Jagd nach einem möglichen Sexualpartner. In einer Bar gräbt er wahllos eine Frau an. Diese geht auch anfangs darauf ein, ihre männliche Begleitung findet das allerdings gar nicht lustig und Brandon kassiert ordentlich Prügel. Immer noch nicht zum Zug gekommen, landet er schließlich aus purer Verzweiflung im Dark Room einer Bar für Homosexuelle und lässt sich dort von einem anderen Mann oral befriedigen. Um sich im Anschluß daran, zwei Prostituierte (?) zu suchen, mit denen er sich verausgabt. 




Beide Male dachte ich mir: Wie kra(nk)ss ist das denn?!
Aber genau so soll es ja sein. Es spiegelt genau das wieder, was diese Menschen wirklich sind, nämlich krank. Der Zwang nach Befriedigung wird so übermächtig, dass alles andere kaum noch eine Rolle spielt und Emotionen sind eher hinderlich. Irgendwann spielt es für diese Menschen auch keine Rolle mehr, wer oder was der nächste Sexualpartner ist, so lange der Zwang befriedigt wird.


Dummerweise habe ich mir viele Meinungen zu dem Film angesehen und bei einigen kann ich nur sagen: setzen, 6! Thema verfehlt!
Zum einen der Vorwurf der Pornografie:Ja, der Film ist sehr freizügig, aber ich kann darin nichts erotisches oder erregendes erkennen. Dazu ist die Thematik und die Darstellung zu ernst.
Zum zweiten der Vorwurf der Gefühlslosigkeit: Ja, aber genau darum geht es doch! Es geht um jemanden, der sexsüchtig ist und gleichzeitig (oder gerade deswegen) nicht in der Lage, Gefühle zu zulassen.






Ich sage das wirklich nur sehr selten, aber in diesem Fall sage ich es: unbedingt ansehen!!!
Und sich auf das Thema einlassen.
 
 
 
 


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen