Samstag, 1. August 2015

Slow West (NZ/USA 2015)

Darsteller: Kodi Smit-McPhee, Michael Fassbender, Ben Mendelsohn, Caren Pistorius, Rory McCann
Regie: John Maclean


Amerika 1860: der 16-jährige Jay Cavendish hat seine Heimat Schottland verlassen, um sich eigenmächtig auf die Suche nach seiner großen Liebe Rose Ross zu machen, die nach einem unerfreulichen Zwischenfall mit ihrem Vater fliehen musste. Das einzige, was Jay über ihren Aufenthaltort weiss ist, dass sie nach Amerika in den Westen gegangen ist. Gut ausgestattet, aber mutterseelenallein macht sich Jay auf den langen Weg, um Rose zu finden.

Als Jay durch eine trostlose Landschaft reitet, die hauptsächlich von Indianern bewohnt wird, stößt er zunächst auf einige niedergebrannte Tipis und kurz darauf auf drei desertierte Soldaten. Jay scheint für die Männer leichte Beute zu sein, doch da taucht plötzlich ein Fremder auf, der Jay aus der misslichen Lage befreit und die Soldaten tötet. Der Name des Fremden ist Silas Selleck. Er ist Jay schon seit geraumer Zeit gefolgt und bietet dem jungen Mann an, ihn für $100 sicher und wohlbehalten an sein Ziel zu bringen. Zögerlich willigt Jay ein. Der Fremde ist ihm nicht geheuer, aber er ist sich bewusst, dass er Schutz benötigt.
Was Jay nicht ahnt, Silas ist Kopfgeldjäger und ebenfalls auf der Suche nach Rose und ihrem Vater. Er hofft, dass Jay ihn möglichst schnell ans Ziel führt, bevor ein anderer ihm seine Beute streitig macht.

Auf Rose und ihren Vater John ist ein Kopfgeld in Höhe von $2,000 ausgesetzt. Die Beiden werden wegen Mordes gesucht. All dies beruht auf einem Zwischenfall in Schottland, an dem Jay nicht so ganz unschuldig ist. Während Jay aus wohlhabenden Verhältnissen stammt, ist John Ross ein einfacher Bauer. Trotzdem ist Jay unsterblich in Rose verliebt, auch wenn sie seine Gefühle nicht so richtig erwidert. Eines Abends besucht Jay Rose in ihrem kleinen Haus. Als Roses Vater nach Hause kommt, versteckt sich Jay schnell unter dem Bett und harrt dort geraume Zeit aus, ohne bemerkt zu werden. Zu später Stunde klopft Jays Onkel an die Tür, um seinen Neffen zu holen. Jay kriecht unter dem Bett hervor und Roses Vater ist außer sich. Als Jay zugibt, dass er Rose über alles liebt, schlägt Jays Onkel die junge Frau ins Gesicht, woraufhin Roses Vater den Mann heftig wegschubst. Jays Onkel fällt nach hinten um, landet mit dem Kopf auf einem Stein und bleibt leblos am Boden liegen. John Ross flieht daraufhin mit seiner Tochter nach Amerika und versteckt sich im Westen, am Rande der Zivilisation. 


Zusammen mit Silas macht sich Jay also auf den Weg nach Westen. Doch schon bald bereut er seine Entscheidung. Jay kann den fremden Mann nicht ausstehen, der ihn ständig bevormundet, ihn nicht für voll nimmt und generell einen sehr rohen Umgangston pflegt. Müde und hungrig erreichen die beiden Männer einen Handelsposten, wo sie zu Abend essen wollen. Während Jay die Pferde versorgt, sieht sich Silas die Steckbriefe an, die am Eingang aufgehängt sind. Tatsächlich entdeckt er den Steckbrief von Rose und John Ross und reißt ihn ab. In dem Moment geht die Ladentür auf und ein in schwarz gekleideter Mann tritt aus dem Handelsposten. Er trägt einen länglichen schwarzen Koffer bei sich, mustert Silas kurz, steigt auf sein Pferd und reitet davon. 
Sie sind die einzigen Gäste in dem kleinen Laden und während es sich Silas an einem Tisch bequem macht, möchte Jay einen neuen Anzug anprobieren. Als Jay in der Umkleidekabine verschwindet, betritt ein junges Ehepaar das Geschäft. Die Beiden sehen sehr nervös aus und schon bald wird auch klar, warum. Der Mann zieht eine Pistole und verlangt von dem Ladenbesitzer, sein ganzes Geld herauszugeben. Dieser widerum zieht sein Gewehr und erschießt den Mann. Woraufhin die junge Frau den Ladenbesitzer erschießt. Danach richtet sie ihre Pistole auf Silas, der immer noch am Tisch sitzt und alles beobachtet hat. Doch bevor sie einen weiteren Schuß abfeuern kann, tritt Jay hinter ihr aus der Kabine und schießt sie nieder. 
Schnell packen Jay und Silas ein paar Vorräte zusammen und wollen abhauen, doch als sie vor die Tür treten, stehen dort zwei kleine Kinder, die sie mit großen Augen ansehen. Es sich offensichtlich die Kinder des jungen Ehepaares, das jetzt tot im Handelsposten liegt. Jay ist außer sich und möchte den Kindern helfen und sie  mitnehmen, doch Silas bleibt hart und drängt zum schnellen Aufbruch. Stumm reitet Jay hinter Silas her. Jeder tief in seine eigenen Gedanken über das Vorgefallene versunken und so erkennt Jay auch nicht, dass Silas ebenfalls mit den Tränen kämpft.

Wie befürchtet sind Jay und Silas nicht die Einzigen, die nach Rose suchen. Auch der Kopfgeldjäger Payne und seine Gang haben die Spur aufgenommen. Eine Gruppe äußerst übler Zeitgenossen, mit denen man besser nichts zu tun haben will.


Mitten in der Nacht, als Silas fest schläft, beschließt Jay, abzuhauen. Er ist davon überzeugt, dass er sein Ziel auch ohne fremde Hilfe erreichen wird. Mitten in der Einöde trifft Jay auf den freundlichen Missionar Werner. Dieser bietet dem jungen Mann etwas zu essen und einen Platz am warmen Feuer an. Werner erklärt, dass er Aufzeichnungen über die Ureinwohner anfertigt. Er hofft, dadurch mehr Verständnis bei den Siedlern zu wecken, damit das sinnlose Abschlachten der Ureinwohner ein Ende findet. Mit einem guten Gefühl legt sich Jay am Feuer schlafen. Doch als er am nächsten Morgen aufwacht, erlebt er eine böse Überraschung: Werner ist mitsamt Jays Pferd und allen Habseligkeiten verschwunden. Nur die Decke, in der er geschlafen hat, ist Jay geblieben. Frustriert und verzweifelt setzt Jay seinen Weg zu Fuß fort. Nie hätte er geglaubt, dass dieser scheinbar nette Mann ihn so hintergehen würde.
Als Jay sich durch die Einöde schleppt, holt Silas ihn schließlich ein. Er hat Jays Pferd und Sachen im Schlepptau und Jay ist unendlich froh, ihn zu sehen. 

Als sie ihr Lager in einem trockenen Flußbett aufschlagen, bekommen sie unerwarteten Besuch. Payne marschiert mit Schnaps und Zigarren in ihr Lager. Wie sich herausstellt, sind Silas und Payne alte Bekannte. Silas war früher Mitglied in Paynes Gang. Nach anfänglichem Misstrauen, lässt Silas Payne jedoch gewähren. Die Männer rauchen und trinken zusammen. Als die Nacht hereinbricht, sind Jay und Silas schon sichtlich betrunken. Jay schwankt davon, um sich zu erleichtern. Findet den Weg zurück allerdings nicht und landet in Paynes Lager. Verblüfft stellt er fest, dass zu Paynes Gang auch eine Frau gehört, die die beiden kleinen Kinder vom Handelsposten bei sich hat.  Jay setzt sich zu den Fremden ans Feuer und hört eine Weile ihren Geschichten zu. Als Jay in sein eigenes Lager zurückkehrt, ist Payne gegangen und Silas schläft tief und fest.
Am nächsten Morgen gibt es für beide eine böse Überraschung: in der Nacht hat es stark geregnet und das zuvor trockene Flußbett ist vollgelaufen. Völlig durchnässt wachen Jay und Silas auf und versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Alles ist durchweicht und ihre Waffen sind nicht auffindbar. Ob diese weggespült oder von Payne mitgenommen wurden, kann keiner sagen. Wenigstens sind die Pferde noch da und so können sie ihren Weg fortsetzen. Paynes Gang ist ihnen auf den Fersen und ist nicht darum bemüht, außer Sichtweite zu bleiben. Jay ist etwas verwirrt, weil er nicht versteht, was die Leute von ihnen wollen.


Rose und ihr Vater haben sich in der Einöde ein hübsches kleines Holzhäuschen gebaut und bewirtschaften ein kleines Stück Land. Sie leben zurückgezogen, fernab von jeglichen Nachbarn und treiben ein bisschen Handel mit den Ureinwohnern. Eines Tages klopft ein ganz in schwarz gekleideter Mann an die Tür. Er gibt vor ein Priester zu sein und nach einem bestimmten Mann zu suchen. Roses Vater gibt bereitwillig Auskunft und so erfährt der Mann alles, was er wissen muss. Er bedankt sich höflich und reitet davon. Rose ist wütend auf ihren Vater, der dem Fremden ihre Namen genannt hat und hat ein ungutes Gefühl. Nicht zu unrecht, denn der Fremde in den schwarzen Sachen ist ebenfalls ein Kopfgeldjäger, der sich nun am Rand des Kornfelds in Stellung bringt, um seinen Opfern aufzulauern.

Auch Jay und Silas erreichen den Rand der Ebene, auf der sich das kleine Haus der Familie Ross befindet. Silas beschließt endlich, Jay reinen Wein einzuschenken und händigt ihm den Steckbrief aus. Jay starrt ungläubig auf das Blatt Papier in seiner Hand und da wird ihm plötzlich klar, was Silas vorhat und warum Payne und seine Gang sie verfolgen. Jay will losreiten, um Rose zu warnen, doch Silas überwältigt ihn und fesselt ihn an einen Baum. 
Zur gleichen Zeit nimmt der Mann in Schwarz Rose Vater ins Visier, der gerade einen Zaun repariert. Rose sitzt mit einem ihrer indianischen Freunde in der Küche. Ein gezielter Schuß und John Ross bricht tot zusammen. Rose, die den Schuß gehört hat und die Leiche ihres Vaters draußen entdeckt, ist völlig außer sich. Gerade als Silas herangaloppiert kommt, nimmt der Mann in Schwarz das Haus ins Visier. Rose schnappt sich das Gewehr ihres Vaters und bezieht am Fenster Stellung. Silas kommt auf die Veranda gerannt und hämmert an die Tür. Er ruft Rose zu, dass sie die Tür aufmachen und mit ihm mitkommen soll, doch Rose denkt gar nicht daran, auf den Mann zu hören. In diesem Moment trifft der Mann in Schwarz Silas in die Schulter. Dieser versucht sich hinter dem Haus in Sicherheit zu bringen und kassiert noch einen Treffer ins Bein. Schwer verletzt bricht er hinter der Hausecke zusammen. 
Jay versucht in der Zwischenzeit verzweifelt seine Fesseln loszuwerden. Immer wieder fallen Schüsse und er ist voller Sorge um Rose. Plötzlich reitet Payne an ihm vorbei, gefolgt von seiner Gang. Doch sie schenken Jay keine Beachtung. Schnell schalten sie ihren Konkurrenten in Schwarz aus und beziehen ebenfalls in dem Kornfeld Stellung. Payne gibt seinen Leuten das Kommando und die Hölle bricht los. Es scheint, als wollten sie das ganze Haus kurz und klein schießen. Rose hält tapfer dagegen. Die Lage scheint relativ aussichtslos, bis der Indianer Kotori einen brennenden Pfeil in das trockene Feld schießt und das Korn in Flammen aufgeht. Aufgescheucht durch das Feuer und den Qualm, rennen die Kopfgeldjäger auf das Haus zu und Rose kann einen Großteil mit dem Gewehr ausschalten.
Zur gleichen Zeit gelingt es Jay tatsächlich seine Fesseln loszuwerden. Er läuft so schnell er kann zum Haus und in dem allgemeinen Durcheinander gelingt es ihm, die Hintertür zu erreichen. Als er zur Tür reinstürmt, dreht Rose sich um und schießt ihm direkt in die Brust. In ihrer Panik hat sie Jay nicht erkannt. Als Rose sich über den sterbenden Jay beugt, kommt Payne zur Tür herein. Er entdeckt die beiden, und stellt sich mit gezogener Pistole hinter Rose auf. Genau in dem Moment, als Payne feuern will, beugt sich Rose zur Seite und Jay erschießt den Kopfgeldjäger. Danach drückt er noch einmal Roses Hand und stirbt. 
Kurz darauf kommt Silas zur Tür hereingekrochen. Fassungslos kniet er vor Jays Leiche nieder. Er sieht Rose an und erklärt ihr, dass Jay sie wirklich aufrichtig geliebt hat und all das nur für sie auf sich genommen hat.

Zum Abschluß sieht am Silas, der zusammen mit Rose und den beiden kleinen Kindern vom Handelsposten weiterhin in dem kleinen Haus lebt.


Fazit: 'Slow West', der Name ist in diesem Fall nicht unbedingt Programm. Auch wenn der Film teilweise gemächlich vor sich hinplätschert, kommen doch immer wieder unerwartete Wendungen oder heftige Gewaltausbrüche, die einen aufhorchen lassen. 
Alle Charaktere sind äußerst passend besetzt, charmant in Szene gesetzt und mit einer guten Prise schwarzem Humor ausgestattet. Vor allem Ben Mendelsohns Pelzjacke wird einem im Gedächtnis bleiben.
Familientauglich ist der Film aufgrund seiner teilweise expliziten Gewalt dann aber doch nicht. Auch wenn er nicht das Niveau eines Tarantino erreicht, geizt man bei der Schießerei im Handelsposten und beim großen Show Down nicht mit Kunstblut. 
Der einzige dicke Minuspunkt ist in meinen Augen das absolut unglaubwürdige "Happy End" von Silas und Rose, das so gar nicht zu den vorangegangenen Geschehnissen passen will und irgendwie einen komischen Nachgeschmack hinterlässt.
Aber alles in allem ein Western, wie er sein soll: dreckig, fies und bleihaltig! Auf jeden Fall ansehen.

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